Als Milizoffizier im internationalen Umfeld: Der Chief Tactical Effects Centre

Im Tactical Effects Centre (TEC) bekleidet Oberstleutnant Daniel Boos als Milizoffizier die Position des Chief TEC im SWISSCOY Kontingent 46.

Als Unterstabschef auf Brigadestufe rapportiert er an den stellvertretenden Kommandanten des Regional Command East (RC-E) der KFOR und befehligt Offiziere und Unteroffiziere aus diversen Nationen.

Das Camp Bondsteel, wo Oberstleutnant Daniel Boos während seiner SWISSCOY Mission stationiert ist, beherbergt das Hauptquartier der US Army im Kosovo. Als Büros und Unterkünfte dienen rund 250 Holzbaracken, die alle in Reih und Glied stehen – so, wie man es aus amerikanischen Filmen kennt. Der Arbeitsplatz von Oberstlt Daniel Boos, Chief TEC, ist im Joint Operations Center (JOC) eingebettet. In diesem Bürotrakt, optisch abgeschirmt und hinter Stacheldraht, herrscht striktes Fotoverbot und auch Smartphones müssen am Empfang eingeschlossen werden. „Das JOC ist sozusagen das Herzstück des Camps. Im Führungsraum halten wir unsere Briefings ab“, sagt Oberstlt Daniel Boos und führt weiter aus: „Diese Funktion ist gegenwärtig in der leichten Infanterie Brigade KFOR 30 eingegliedert und der Führungsrhythmus und die Prozesse sind unseren ähnlich. Das erleichtert das Verständnis und die Kommunikation.“

Daniel Boos und ein weiterer Schweizer im Camp, Fachoffizier Anton Dörig, sind Milizsoldaten und sie behaupten sich in dieser multinationalen Einheit souverän. Unter der Führung von einem amerikanischen Oberst arbeiten hier Militärs aus verschiedenen Nationen. „Sehr gute Englischkenntnisse sind unabdingbar“, fügt Daniel Boos an. Er selber studierte viele Jahre in England und verfasste auch seine Master- und Doktorarbeit in Englisch. Seine Sprachkenntnisse sind auf einem sehr hohen Niveau. Neben einer Mission als UNO-Militärbeobachter in der United Nations Truce Supervision Organization (UNTSO) im Nahen Osten verbrachte er auch beruflich mehrere Jahre im englischsprachigen Raum. „Trotz meiner sehr guten Sprachkenntnisse musste ich mich an die militärischen Begriffe gewöhnen. Meine Übergabephase dauerte eine Woche und danach war ich auf mich alleine gestellt. Als Chief TEC musste ich die Akzeptanz meines Teams vom ersten Moment an gewinnen. Das geht nur, wenn man mit einem entsprechenden Rucksack an Erfahrung selbstbewusst und sprachgewandt auftritt.“

Die Schweizer Armee stellt die Funktion des Chief TEC seit 2019. Oberstlt Daniel Boos befiehlt und führt 14 Offiziere und Unteroffiziere aus unterschiedlichen Nationen. „Innerhalb des TEC führe ich über meine Direktunterstellten vier Subteams. Ausserdem nehme ich an verschiedenen Arbeitsgruppen und Rapporten auf Stufe Hauptquartier, Brigade und Effects-Batallion teil.“ Der Alltag des Chief TEC ist äusserst vielseitig. Nebst dem täglichen E-Mail-Verkehr erstellen die Offiziere und Unteroffiziere im TEC von den laufenden und bevorstehenden Aktivitäten einen Bericht, in dem die Projektfortschritte im Rahmen des Effects Based Approachs aufgelistet sind.

Diese Rapporte dienen dem Chief TEC einerseits, seinen Brigadekommandanten zu informieren und anderseits, um Leitplanken für diverse Arbeitsgruppen und Rapporte zu legen. Im Weiteren ist die stetige Lageverfolgung für diese Funktion unerlässlich. „Ich analysiere täglich die von meiner Assessment-Zelle erarbeiteten Daily Situational Reports (DSR), die ein aktuelles Lagebild aufzeigen und genehmige diese für die Publikation. Daraus muss ich dann entsprechende Konsequenzen ableiten und implementieren.“ Wann immer möglich ist der Chief TEC mit den Liaison and Monitoring Teams (LMT) aus dem RC-E unterwegs, um selber den Puls in der Region zu spüren. Zu seinen Aufgaben gehören zudem eine intensive Kontaktpflege zum Effects-Batallion und zu Stabsoffizieren innerhalb des Hauptquartiers, wo er den RC-E in Arbeitsgruppen vertreten muss.

Die Berufsmilitärs, mit denen Oberstlt Daniel Boos als Chief TEC zusammenarbeitet, haben grundsätzlich eine kinetische Herangehensweise. Seine Aufgabe aber ist es mit nicht-kinetischen Massnahmen einen langfristigen und bleibenden Fortschritt im Einsatzraum zu erzielen. Das ist der Anspruch von Oberstlt Daniel Boos in seiner Funktion. „Ob dieser Erfolg erreicht werden kann, hängt von verschiedenen Faktoren ab. Einer davon ist die positive Grundhaltung gegenüber nicht-kinetischen Massnahmen und Fähigkeiten. Es ist wichtig, falls nötig, dieser kinetischen Grundhaltung der anderen Armeen im Rahmen einer Aktionsplanung oder -führung entgegen zu wirken.“ In solchen Momenten komme ihm die schweizerische Neutralitätskultur sowie die Milizausbildung zugute. „Wir Schweizer müssen uns im internationalen Peace Support Umfeld überhaupt nicht verstecken, im Gegenteil. Unsere Ausbildung, insbesondere auf Stufe Batallion und Brigade, entspricht der gängigen Doktrin und wir können in dieser Friedensförderungsmission mit unseren Erfahrungen, auch wegen unserem Milizsystem, einen echten Mehrwert leisten.“

So sieht der ehemalige Kommandant eines mechanisierten Bataillons in dieser Funktion als Unterstabschef einer Brigade militärisch eine Bereicherung und eine einmalige Chance. „Diese Funktion ermöglicht mir in einer internationalen Task Force auf Brigadestufe eine wichtige Tätigkeit in einer Friedensförderungsmission ausführen zu können. Das bis anhin Gelernte aus diversen Führungs- und Stabslehrgängen und die Erfahrungen aus der Privatwirtschaft kann ich hier eins zu eins umsetzen und ausprobieren.“ Oberstlt Daniel Boos empfiehlt deshalb diese Position jeder Person, die neben den fachlichen und militärischen Grundvoraussetzungen auch noch den Willen hat sich schnell einzuarbeiten sowie eine hohe Flexibilität mitbringt.


Chief TEC Oberstlt Daniel Boos vor den Wohnbaracken.

Titelbild: Chief TEC Oberstlt Daniel Boos und Deputy Chief Assessment Fachof Anton Dörig.

 

Quelle: Schweizer Armee
Bildquelle: Schweizer Armee