Die Instandhaltungsgruppe der SWISSCOY – Mechaniker in Uniform
VON Polizei.news Redaktion Beitrag Blaulicht-Branchennews Polizeinews Schweizer Armee
Die SWISSCOY hat rund 190 verschiedene Fahrzeuge in Kosovo im Einsatz.
Dazu zählen Geländewagen, Baumaschinen, Cars, LKWs sowie gepanzerte Fahrzeuge. Für deren Wartung und Reparaturen ist die Instandhaltungsgruppe zuständig.
In der Werkstatt im Camp Novo Selo wechseln die Spezialisten defekte Türschlösser, ersetzen beschädigte Scheiben oder abgefahrene Reifen. Treten unterwegs Probleme auf, kommt die mobile Unterstützung in Form eines Servicefahrzeugs zum Ort des Geschehens. Um die manchmal langen Lieferzeiten für Ersatzteile zu umgehen, versuchen die Angehörigen der Instandhaltungsgruppe (kurz Ih Gruppe) defekte Teile zu reparieren. Erst wenn das nicht funktioniert, werden neue bestellt. Für die teilweise kniffligen Aufgaben braucht es neben dem Fachwissen auch eine Prise Erfindergeist und Spass an kreativer Lösungsfindung – echte Mechanikerarbeit eben.
Ziviles und militärisches Know-how kombinieren
Die acht Spezialisten der Ih Gruppe haben – je nach Funktion – unterschiedliche Schwerpunkte. Das Know-how aus dem militärischen Einsatz ist für alle eine wertvolle Ergänzung ihrer Kenntnisse aus dem Zivilen. Wachtmeister Wermelinger ist als Mechaniker für Lastwagen und gepanzerte Fahrzeuge zuständig. Der gelernte Automobil-Mechatroniker hatte während der Rekrutenschule in Thun an einer Informationsveranstaltung des Kompetenzzentrums SWISSINT teilgenommen. Die Tätigkeit, der Nutzen für die Gesellschaft und die Möglichkeit zur persönlichen Weiterentwicklung haben ihn dazu motiviert selbst einen Einsatz zu leisten.
Er schätzt es im Einsatz immer wieder neue Leute kennenzulernen und die Kameradschaft pflegen zu können. Auch der internationale Aspekt macht die Mission für ihn wertvoll: „Ich habe mich schon immer dafür interessiert, wie andere Armeen arbeiten, wie diese funktionieren und mit welchem Material und welchen Fahrzeugen diese arbeiten“, führt Wachtmeister Wermelinger aus. Für sein ziviles Leben nimmt er einiges mit: Neben den handwerklichen Kompetenzen zum Beispiel die Erfahrung, dass man auch gut leben kann, wenn die eigenen Bedürfnisse zurückgeschraubt werden müssen. Der Wohnraum und die persönliche Freiheit sind für eine bestimmte Zeit eingeschränkt. „Ich werde viele Dinge nach dem Einsatz nicht mehr als selbstverständlich ansehen.“
Fahrzeuge stets einsatzbereit halten
Neben den notwendigen täglichen Reparaturen gehört auch die Wiedererstellung der Einsatzbereitschaft des Materials im Friedensförderungsdienst (WEMF) zum Aufgabenbereich. Die WEMF findet bei jedem Kontingentswechsel statt und festgestellte Mängel müssen bis zur Mitte des Einsatzes behoben sein. Für die periodische Fahrzeugprüfung (vergleichbar mit der Motorfahrzeugkontrolle bei Privatfahrzeugen) kommen regelmässig Mitarbeitende der Logistikbasis der Armee in den Einsatzraum – auch das bereitet die Ih Gruppe vor. „Ein kaputter Reifen, die defekte Birne, die periodische Prüfung, die ansteht, der Service, der durchgeführt werden muss und alles rund um das Fahrzeug – da profitiert das Kontingent von unserer Arbeit in der Werkstatt“, sagt Wachtmeister Wermelinger. Indirekt profitiert so auch die KFOR, da die entsprechenden Einheiten in der Lage sind ihre nationalen und internationalen Aufträge mit funktionierenden Fahrzeugen zu erfüllen.
Zweites Instandhaltungszelt nötig
Und die Aufträge für die Mechaniker werden in Zukunft noch zunehmen. Am 9. März 2024 übernahm die Schweiz das Kommando der multinationalen Transportkompanie (TPT Coy) der KFOR vom österreichischen Bundesheer. Deshalb wurde der Bestand des SWISSCOY-Kontingents um 20 Armeeangehörige erhöht, wie der Bundesrat am 29. November 2023 beschlossen hatte. Die TPT Coy erbringt Personen- und Materialtransporte sowie Bergeleistungen für die gesamte Mission. Damit die zusätzlichen Peacekeeper im Einsatzraum leben und arbeiten können, wurden im März und April im Camp Novo Selo neue Unterkünfte und ein Kommandoposten gebaut. Ein zweites Instandhaltungszelt ist nötig, um die zusätzlichen und teils sehr schweren Fahrzeuge reparieren und warten zu können. Es werden zudem günstige Voraussetzungen für zukünftige Berge- und Schwertransport-Komponenten geschaffen.
80% OPCON-Anteil
Die Übernahme der TPT Coy brachte neben den baulichen Massnahmen auch strukturelle Anpassungen mit sich: Das „Nationale Support Element“, zuständig für sämtliche nationalen sowie operationellen Aufgaben im Bereich Instandhaltung, Logistik, Genie und Transport, ist neu in zwei Kompanien gegliedert: Die „Support Company (SUP Coy)“, welche nationale Logistik- aber auch operationelle Aufträge mit dem Engineer Platoon erfüllt, sowie die operationell eingesetzte TPT Coy. Damit steigt der sogenannte OPCON-Anteil auf über 80%, das heisst der Anteil derjenigen Schweizer Armeeangehörigen, die direkt der KFOR zugewiesen sind. Die restlichen Soldatinnen und Soldaten erfüllen weiterhin wichtige nationale Aufgaben, die die Leistungen der OPCON-Elemente ermöglichen.
Quelle: Schweizer Armee
Bildquelle: © SWISSINT