Schweizer Armee: „Delfino“ – Die etwas andere Durchhalteübung
VON Polizei.news Redaktion Blaulicht-Branchennews Polizeinews Schweizer Armee
Ende Oktober führte der Cyber-Lehrgang die traditionelle Abschluss- und Durchhalteübung „Delfino“ durch. Die rund 40 Teilnehmenden übten durchgehend während 70 Stunden den Schutz eines Flughafens vor Cyberangriffen.
Für die Soldaten stellte die Übung die letzte grosse Probe des Gelernten dar, bevor sie in die Unteroffiziersschule starten.
Die Ausbildung zum militärischen Cyberspezialist/in ist eine Spezialausbildung, welche die Schweizer Armee seit 2018 anbietet. Wer den Cyberlehrgang antritt, hat sich in einem anspruchsvollen Auswahlverfahren durchgesetzt und muss mindestens bis zum Wachtmeister weitermachen. Bevor die angehenden Cyberspezialisten in die Unteroffiziersschule eintreten, dürfen sie an der Übung „Delfino“ zeigen, was sie in den vergangenen 16 Wochen gelernt haben.
Einzigartiges Übungskonzept
Die Abschlussübung der Cyberspezialisten ist in vielerlei Hinsicht einzigartig. Es dürfte wohl die einzige Durchhalteübung sein, die ohne Waffe, Kampfrucksack und Grundtrageeinheit auskommt. Viel spezieller aber ist, dass während der Rekrutenschule die Miliz selbstständig eine Verbandsübung technisch aufbaut und anschliessend durchführt. „Die Teilnehmenden der Übung werden durch ihre Vorgänger beübt, also durch Unteroffiziere und Offiziere welche sich kurz vor Abschluss ihrer Ausbildung befinden. Von der Planung bis zur Durchführung liegt die Verantwortung komplett bei den Kadern. Das zeigt den hohen Wissensstand, den die militärischen Cyberspezialisten und Spezialistinnen im Lehrgang erworben haben“, sagt Gregor Hofer, Chef Entwicklung und Steuerung Cyber Defence.
Von der Konzeption zur Ausführung
Leutnant Joel war Teil der Übungsleitung. Gemeinsam mit zwei anderen Zugführern hatte er die Gesamtverantwortung für „Delfino“. Er blickt auf drei Monate Planungsarbeit zurück. „Das war eine intensive Zeit. Zu Beginn haben wir die Infrastruktur übernommen und eine Bestandsaufnahme gemacht. Dann haben wir uns ein Szenario ausgedacht und die Storyline geschrieben. Die letzten sechs Wochen vor der Übung waren wir mit dem Planen der Cyberangriffe beschäftigt.“ Insgesamt waren an der Übung sechs Teams beteiligt: White (Übungsleitung), Green (Storyline), Yellow (Infrastruktur), Red (Angreifer Team) und zwei Blue Teams (Verteidiger). Wachtmeister Nick gehörte zum Red Team. „Unsere Aufgabe ist es, die Angriffe auf die beiden Blue Teams zu starten und deren Verhalten zu beurteilen.“ Während den ersten 48 Stunden wehrten die beiden Blue Teams fast alle Angriffe erfolgreich ab. In den letzten drei Stunden der Übung liess das Red Team jedoch alle seine Angriffe gleichzeitig los, was die beiden Blue Teams an ihre Grenzen brachte.
Mehrdimensionale Übung
Die beiden Blue Teams standen im Mittelpunkt der Übung. Ziel war es, sie zu beüben und auf ihre Zeit in der Unteroffiziersschule und beim Abverdienen vorzubereiten. Soldat Nathalie war Leader des Blue Teams 2 und koordinierte die Aufgaben in ihrem Team. Auch sie blickt auf eine erfolgreiche Übung zurück: „Die Übungsleitung hat eine extrem gute Infrastruktur aufgebaut und wir konnten uns auf die wichtigste Aufgabe konzentrieren: Den Flughafenbetrieb am Laufen zu halten. Besonders gefiel es mir, dass die Übung viele Dimensionen bot. So wurde beispielsweise eine Spionagekamera in einem Kugelschreiber versteckt oder geheime Dokumente nicht ordnungsgemäss verschlossen. Mit diesen Störfaktoren mussten wir richtig umzugehen wissen.“ Nach der Übung schaut Nathalie nun gespannt auf die Zeit in der Unteroffiziersschule und den praktischen Dienst. „Diese Übung hat mir das nötige Selbstvertrauen dafür gegeben.“ Sie freut sich darauf, die nächste Übung „Delfino“ selber mit ihren Kameraden zu planen und ihre «Nachfolger» auf die Probe zu stellen.
Quelle: Schweizer Armee
Bildquelle: ©VBS/DDPS, Andreas Müller