Schweizer Armee: Notfallmedizin - Kompetenz und Teamwork retten Leben

29 junge Militärärzte bilden sich im November in Thun in Notfallmedizin weiter. Dabei wird unter anderem an Kinder- und Baby-Puppen trainiert.

Im Kriegsfall müssen Militärärztinnen und Militärärzte nicht ausschliesslich Armeeangehörige, sondern auch zivile Patienten medizinisch versorgen können. Die Ärztinnen und Ärzte erweitern damit ihre Skills für die Armeeaufgaben und die zivile Karriere.

Das zweitägige Training findet im Rahmen des Fachdienstkurses statt, den die Verwaltungseinheit Sanität mit wissenschaftlicher Unterstützung des Kompetenzzentrums für Militär- und Katastrophenmedizin durchführt. Diese Weiterbildung wird zertifiziert und ist sowohl im militärischen wie auch im zivilen Umfeld wertvoll. „Unser Ziel ist es, künftig alle Militärärztinnen und Militärärzte in Notfallmedizin zu zertifizieren. Dies bringt nicht nur der Armee einen Mehrwert, sondern auch der Militärztin/dem Militärarzt in ihrer/seiner Berufswelt. Damit profitiert auch das zivile Gesundheitswesen“, erklärt Georg Zimmermann, Leiter Grundlagen Sanitätstruppen. Notfallmedizin ist eine der vielen praxisnahen Weiterbildungen, die sich die Militärärztinnen und Militärärzte während ihres Fachdienstkurses in Thun aneignen. Alle Teilnehmer sind engagiert. Das Teamwork spielt. Die komplexen Fälle scheinen zu Beginn aussichtslos, doch einige Rettungen gelingen: Das reale Leben in einer Notfallstation.

Die Vorbereitung: Materialcheck

Geübt wird in Kleingruppen. Zu Beginn inspizieren die sechs Militärärzte das vorhandene Material und tauschen sich über die Inhalte sowie deren Anwendungen aus. Wer auf den ersten Blick mit gewissen Tools nichts anfangen kann, erhält Tipps von den Kollegen. Nun stellen sich die jungen Militärärzte dem ersten Fall. Die Rollen werden verteilt, alle sechs Ärzte übernehmen eine individuelle Aufgabe. Der Ausbildner führt ein.

Die Fälle: Gemeinsam Leben retten

Fall eins: Der erste Patient liegt bereits im Spital, ist vier Jahre alt und 17 Kilogramm schwer. Er hat keinen Puls mehr und muss reanimiert werden. Der Teamchef weist an und fordert die Kollegen auf, sich auch verbal einzubringen. Die Teilnehmer führen Herzmassagen durch, setzen Sauerstoffmasken auf, beobachten Monitorwerte, berechnen Adrenalinlösungen, ziehen sie auf und verabreichen sie.

Falls zwei: Eine Mutter hat ihr sechs Monate altes Baby bewegungslos im Kinderwagen gefunden und bringt es zur Notaufnahme. Der Körper ist schlaff und bläulich, das Baby atmet nicht. Neue Rollen und die Lehren aus Fall eins fliessen ein. „Mit einem Baby fühlt sich Notfallmedizin noch delikater an“, betont einer der Teilnehmer. Der Trainer relativiert: „Diese kleinen Wesen sind zwar ganz schnell raus, ihr kriegt sie aber oft auch schnell wieder rein ins Leben.“

Bis zum Eindunkeln sind fünf Kindernotfälle bewältigt. Nicht alle Leben konnten gerettet werden.

Die Besprechung: Dank Klartext zur Lernkurve

Unter der Aufsicht eines zivilen Spezialisten setzen die Teilnehmer ihr gesamtes Fachwissen ein, um die Fälle zu lösen. Die ungeschminkten Inputs des Trainers helfen auf die Sprünge, wenn die getroffenen Massnahmen erfolglos geblieben sind. Im Unterschied zur Notfallmedizin bei Erwachsenen sind die Manipulationen an Kindern sanfter und die Medikamente massiv geringer dosiert. Genutzt wird dafür eine App, die die individuellen korrekten Gesundheitsdaten und Dosierungen anzeigt.

In Uniform für den Ärztekittel profitieren

Mit Weiterbildungen in Notfallmedizin und anderen Spezialgebieten soll das militärische Gesundheitswesen qualitativ weiter zulegen. Zudem gewinnen die Militärärztinnen und Militärärzte Kompetenzen für die zivile Karriere.

So wirst du Militärärztin oder Militärarzt

Angehende Militärärztinnen und Militärärzte absolvieren, idealerweise vor Studienbeginn, eine Rekrutenschule (RS) von zwölf Wochen (mit integrierter Militärarzt Unteroffiziersschule). Während der RS erhalten sie den Vorschlag zur Weiterausbildung zum Militärärztin/Militärarzt und werden nach deren Abschluss zum Soldaten befördert.

Anwärterinnen und Anwärter leisten die Militärarzt Offiziersschule von acht Wochen während des Wahlstudienjahres oder nach dem fünften Studienjahr und werden zu Beginn der Militärarzt Offiziersschule zum Wachtmeister befördert. Wer diese besteht, wird Leutnant. Nach Erwerb des Eidgenössischen Diploms in Humanmedizin leistet die Militärärztin oder der Militärarzt während zwölf Wochen den Praktischen Dienst in der medizinischen Grundversorgung der Armee.

Aus-, Weiter- und Fortbildung



Check der Ausgangslage: Teilnehmer inspizieren das Material und tauschen sich über die Anwendungen aus. ©VBS/DDPS

Teamwork: Die zugeteilten Rollen der Teilnehmer füh-ren zu entsprechenden Hilfemassnahmen. Das Teamwork ist entscheidend. ©VBS/DDPS

Kinderwelten: In der Kindermedizin sind optische Reize hilfreich. So wird die Pulsmessung zum Spiel. ©VBS/DDPS

Feedback: Jede Übung schliesst mit einer Selbstbeurteilung ab. Der zivile Übungsleiter liefert wertvolle Inputs. ©VBS/DDPS

Klare Rollen: Notfallmedizin ist Teamwork. In jeder Übung werden die Rollen neu vergeben. ©VBS/DDPS

 

Quelle: Schweizer Armee
Bildquelle: Schweizer Armee