Schweizer Armee: Übung zur Informatik-Betriebsführung unter einem DACH

Während der Übung „COMMON ROOF 22“ übt die Führungsunterstützungsbasis gemeinsam mit der Deutschen Bundeswehr und dem Österreichischen Bundesheer die Aufrechterhaltung der Kommunikations- und Informatik-Verbindungen während und nach einer Naturkatastrophe.

Eine Win-Win-Win Übung.

Die Schweizer Armee pflegt seit vielen Jahren einen engen Austausch mit ihren Partnern aus Deutschland und Österreich. Im Zuge dessen werden unter anderem gemeinsame Übungen durchgeführt. Aktuell findet die Übung „COMMON ROOF 22“ der DACH-Länder statt. In dieser wird ein fiktives, aber durchaus realistisches Szenario trainiert. Nachdem die Übung im vergangenen Jahr erstmals unter Schweizer Leitung durchgeführt wurde, hat die Schweizer Armee auch 2022 den Lead. Das Szenario ist gegenüber dem vergangenen Jahr unverändert: Ein Erdbeben in der Bodenseeregion legt die zivilen und militärischen Telekommunikationskanäle lahm. Im letzten Jahr konnten die eingesetzten Armeeangehörigen einiges über die Stärken und das Verbesserungspotenzial in den Prozessen lernen. Seit der letzten Übung haben Experten unerlässlich daran gearbeitet, dieses auszuschöpfen. Nun wird sich zeigen, ob gute Arbeit geleistet wurde.

Aussergewöhnliches Auswahlverfahren

Die Übung spiegelt eine der grössten Stärken der Schweizer Armee wider: die Zusammenarbeit von zivilen Angestellten, Berufsoffizieren und der Miliz. Insgesamt sind auf Schweizer Seite rund 50 Personen an der diesjährigen Übung beteiligt. Die Teilnehmenden der Miliz hatten jedoch nicht einfach Glück, dass ihr jährlicher Wiederholungskurs gerade während der Übung stattfindet. „Sie alle mussten sich für die Teilnahme an dieser Übung bewerben und bringen deshalb ein hohes Mass an Motivation und Expertise mit. Das zeigt klar die Relevanz dieser Übung für die Miliz“, sagt Christian Peier, der von Seiten der Berufsorganisation der FUB für die Ausbildung zuständig ist. Gleich wie in einem regulären Wiederholungskurs ist der Ablauf. In der ersten Woche sind nur die Kader zum Kadervorkurs (KVK) eingerückt. In diesen fünf Tagen mussten sie neben den Pflichtausbildungen, die es jeden Wiederholungskurs zu absolvieren gilt, auch die gesamte Infrastruktur am Übungsstandort in Betrieb nehmen. Der KVK wurde mittlerweile abgeschlossen und die Übung hat begonnen.

Echte Szenarien in fiktivem Cyberraum

Da die Übungsleitung möglichst nahe an der Realität trainieren will, gleichzeitig aber nicht echte Infrastrukturen angreifen darf, wurde für die Übung ein komplett separates Netz geschaffen. In dieser Übungswelt können schwerwiegende Vorfälle, sogenannte Incidents, simuliert werden, ohne Konsequenzen in der echten Welt befürchten zu müssen. Jede der drei teilnehmenden Nationen hat den Auftrag, ein Führungsnetz aufzubauen, dieses während der gesamten Übung aufrecht zu erhalten, zu schützen und für die darauf laufenden Systeme den Service zu garantieren. Dieses föderierte Vorgehen ist dem Federated Mission Networking (FMN) der NATO zu verdanken. Der FMN-Ansatz wird in Zukunft noch viel weiter ins Zentrum rücken.

Alles andere als ein Kräftemessen

In der Übung „COMMON ROOF“ geht es keineswegs darum, dass sich die drei Partner in einem digitalen Kräftemessen verlieren. Das Ziel ist ganz klar, die Zusammenarbeit in Einsätzen im IT-Servicemanagement zu trainieren und zu verbessern. Ein Beispiel dafür stellt die tägliche Selbstreflexion dar. „Jeden Tag um 16 Uhr sitzen die Teilnehmenden in ihren Teams zusammen und besprechen, was an diesem Tag gut und was weniger gut gelaufen ist. Die Erfahrung aus den letzten Jahren hat gezeigt, dass wir so am effizientesten spürbare Fortschritte erzielen konnten“, sagt Peier. Die Schweizer Armee und insbesondere die Berufsorganisation der FUB und des künftigen Kommando Cyber profitieren gleich mehrfach von dieser Übung. So werden beispielsweise Prozesse einer harten Probe unterzogen und können optimiert werden. Aber auch die Aussensicht bringt die zivilen Profis weiter. Sie sind live dabei, wenn die Miliz ihre Systeme einsetzt. Natürlich profitieren auch die Angehörigen der Miliz von dieser Übung. Da die Mehrheit der Teilnehmenden in ihrem zivilen Leben einen IT-Hintergrund haben, können sie nicht nur ihre Kenntnisse im Umgang mit den Systemen der Schweizer Armee und des DACH-Verbundes vertiefen, sondern lernen viel über den föderalistischen Ansatz des FMN. Alles in allem profitieren alle Beteiligten von Übungen wie „COMMON ROOF“. Die Übung läuft noch bis am 27. Oktober 2022.

 

Quelle: Schweizer Armee
Bildquelle: Schweizer Armee