Schweizer Armee: Wertvolle Einbindung in internationale Strukturen - als COS JLSG in der KFOR

Im SWISSCOY Kontingent 45 übernahm erstmals ein Nationaler Kontingentskommandant (NCC) zusätzlich eine Funktion innerhalb eines operationellen Elements der KFOR – jene des Chief of Staff der Joint Logistic Support Group (COS JLSG).

Oberst i Gst Roman Camenisch, NCC des 47. SWISSCOY Kontingents, ist damit aktuell der dritte Schweizer, welcher mit viel Flexibilität und Ausdauer diese Aufgabe meistert. Von seinen Erfahrungen inmitten der logistischen Unterstützungseinheit der KFOR profitiert auch die Schweizer Armee.

Seit dem Herbst 2021 stellt die Schweiz den Stabschef der Joint Logistic Support Group (JLSG), der Logistikunterstützungseinheit der KFOR. Damit hat Oberst i Gst Roman Camenisch nebst seinen Funktionen als Nationaler Kontingentskommandant des 47. SWISSCOY Kontingents und Senior National Representative (SNR) eine zusätzliche dritte Rolle inne. Das bedingt nicht nur ein hohes Mass an Flexibilität bei Camenisch selber: «Durch die Übernahme von gleich drei Funktionen ist es unabdingbar, dass ich an den Stabschef, meinen nationalen Stellvertreter, delegieren kann. Das setzt auch ein gemeinsames Verständnis von Führung voraus», erklärt Oberst i Gst Camenisch. Als NCC trägt er die Verantwortung über 195 Angehörige der SWISSCOY und übernimmt primär die personelle und logistische Führung des Kontingents, unterstützt von seinem Stab. Als Repräsentant der Schweiz (SNR) steht er zudem in regelmässigen Kontakt zu Vertretern der anderen truppenstellenden Nationen und auch mit dem Schweizer Botschafter in Kosovo. Gerade Letzteres schätzt Roman Camenisch. «Man sieht und erlebt politische Zusammenhänge hier viel direkter als in der Schweiz. Auch das ist eine sehr spannende Erfahrung», fasst er zusammen.

Rolle innerhalb eines operationellen KFOR-Elements

Der Stab der JLSG ist nicht vergleichbar mit einem nationalen Stab, wie Camenisch festhält. In der Joint Logistic Support Group gibt es keine Führungsgrundgebiete im eigentlichen Sinne, sondern unterschiedliche logistische Untereinheiten. Diese überschneiden sich zwar teilweise in ihrem Aufgabengebiet, operieren aber grösstenteils autonom. Entsprechend gestaltet sich die Aufgabe des Chief of Staff verstärkt administrativ. Aktionsplanungen, in welche der gesamte Stab involviert ist, sind eher selten. Vielmehr ist der Stabschef gefordert bei der operationellen Koordination der einzelnen Bereiche und er übernimmt eine beratende Funktion gegenüber dem Kommandanten der JLSG. Auch die Nachbearbeitungen von Aktionen gehört zu seinem Aufgabenbereich. So beispielsweise nach dem Einsatz des Freedom of Movement Detachments, welches der JLSG unterstellt ist, im vergangenen Januar bei der Räumung der Strassensperren im Norden von Kosovo.

Wertvolle Erkenntnisse aus der internationalen Zusammenarbeit

«In der intensiven Zusammenarbeit mit anderen Nationen lerne ich jeden Tag dazu. Ich erkenne Stärken und Schwächen von Prozessen und Abläufen. Von diesen Erkenntnissen profitiere ich als Berufsoffizier und damit auch die Schweizer Armee, beispielsweise zugunsten der Interoperabilität», hält Oberst i Gst Camenisch fest. Innerhalb der JLSG agieren 15 verschiedene Nationen, jede mit ihren Eigenheiten. Dennoch: Die Prozesse in der Stabsarbeit aber auch der Aktionsplanung sind vergleichbar mit denen der Schweizer Armee. Die Leistungen und Produkte der Schweizer Armeeangehörigen können im internationalen Rahmen problemlos mithalten, resümiert Camenisch. Dies obwohl die Schweizer Armee keine Einsatzarmee ist. Camenisch erklärt: «Wir Schweizer agieren sehr pragmatisch. Wir haben die Fähigkeit, das Wesentliche zu sehen und mit gesundem Menschenverstand zu handeln und das hilft im internationalen Umfeld.» Die sehr guten Feedbacks auf die Schweizer Leistungen innerhalb der KFOR sind auch auf das Milizsystem zurückzuführen. Dieses bietet eine im internationalen Vergleich einzigartige Möglichkeit, ausgewiesene Spezialistinnen und Spezialisten mit fundiertem Fachwissen im Einsatz zu haben. Gerade in der JLSG sei dies ein enormer Mehrwert: «Unser Staff Officer Engineer beispielsweise ist Milizoffizier und ausgebildeter Ingenieur. Er spricht nicht nur fachlich die richtige Sprache innerhalb der JLSG, sondern ist durch seine Offizierslaufbahn auch fähig, militärisch und taktisch zu denken.» Innerhalb der JLSG ist die Schweiz ein Leistungsträger: Schweizer Elemente sind beispielsweise in den Bereichen Transport, Genie, Kampfmittelbeseitigung (EOD) und für das Non Maneuver Element Freedom of Movement eingemeldet.

Die Nähe zur Truppe aufrechterhalten

Wenn er nicht in der JLSG ist, ist Roman Camenisch in seinem Büro im Swiss Compound anzutreffen – oder unterwegs an einem der verschiedenen Standorte der SWISSCOY. «Als NCC wird man in der Truppe primär an seiner Präsenz gemessen, nicht an den Stunden, die man im Büro arbeitet. Es ist mir deshalb ein grosses Anliegen, regelmässig alle Standorte der SWISSCOY zu besuchen, mit den Kontingentsangehörigen zu sprechen und zu spüren, wie es ihnen geht und wie wir unterstützen können,» so Roman Camenisch. Alle drei Aufgaben wahrzunehmen, ist auch eine organisatorische Herausforderung. Damit das funktioniert, müssen gewisse Voraussetzungen erfüllt sein. So braucht es ein gewisses Verständnis des Kommandanten der JLSG, dass sein Chief of Staff auch nationale Aufgaben wahrnehmen muss. Zudem braucht es Vertrauen innerhalb des Stabes der SWISSCOY, insbesondere in den Stabschef als stellvertretenden Kommandanten und den S3/5, welcher sich um die operationellen Belange kümmert. «Und man muss Pragmatiker sein, denn für Mikromanagement fehlt schlicht und ergreifend die Zeit», so Oberst i Gst Roman Camenisch.

Titelbild: Oberst i Gst Roman Camenisch

 

Quelle: Schweizer Armee
Bildquelle: Schweizer Armee