Schweizer Armee: World Economic Forum 2023 - die Sperrzone, die gar keine ist

Während des WEF kommt es im Engadiner Luftraum vorübergehend zu Einschränkungen. Um eine Sperrung, wie man oft liest, handelt es sich aber nicht.

Mit ein wenig zusätzlichem Aufwand bleibt für Privatpiloten vieles möglich. CUMINAIVEL hat bei der militärischen Luftfahrtbehörde (MAA) nachgefragt.

Im Hinblick auf das Weltwirtschaftsforum in Davos hat der Bundesrat beschlossen, den Luftraum in der betroffenen Region einzuschränken. Konkret bedeutet dies, dass in einer Zone von 25 nautischen Meilen (ca. 46 km) rund um Davos während rund einer Woche nur mit Erlaubnis und auf vorgegebenen Routen geflogen werden darf.

Mit der Cessna nach Samedan

Wir begleiten die fiktive Pilotin Anna, die mit ihrer Cessna über die Alpen nach Samedan fliegen will. Dazu muss sie vorgängig ein Gesuch stellen. Eine Begründung braucht es nicht, wohl aber eine Kopie ihrer ID. Weiter muss sie einen Flugplan einreichen, was für inländische Sichtflüge sonst nicht obligatorisch ist. Wenig später erhält sie von der Luftwaffe die Erlaubnis und eine persönliche vierstellige Zahlenkombination, den Squawk.

Am nächsten Tag fliegt Anna bereits über den Gotthard. Während sie sich dem Splügenpass nähert, stellt sie auf dem Transponder – ein Gerät, das permanent einen Zahlencode aussendet – ihren Squawk ein und kontaktiert per Funk die Einsatzzentrale (EZ) der Luftwaffe, um sich anzumelden und ihre Absicht mitzuteilen: Einflug via Splügenpass, Thusis, Tiefencastel und Julier für eine Landung in Samedan.

In der EZ wird kontrolliert, ob Squawk und Immatrikulation des Flugzeugs stimmen und die Route zum Flugplan passt. Gibt es keine Auffälligkeiten, erhält Anna grünes Licht, und zwar in doppelter Hinsicht. Ihre Cessna erscheint ab jetzt auf dem Radar als grüner Punkt, nicht nur in der EZ selbst, sondern auch bei all jenen Piloten, die den Luftraum vor Ort kontrollieren.

Jetzt muss Anna bloss noch darauf achten, dass sie immer auf der reservierten Route bleibt: „Flugzeuge im eingeschränkten Luftraum werden permanent überwacht. Bereits bei kleinen Abweichungen können wir vor Ort sofort intervenieren“, erklärt Oberst i Gst Martin Hess, Chef der Flugbetriebsbehörde bei der MAA und selbst als Pilot im WEF-Einsatz.

Eine vielseitige Behörde

Die MAA erfüllt im Hintergrund eine Vielzahl von Aufgaben und arbeitet eng mit dem BAZL zusammen, ihrem zivilen Pendant. Nebst regulatorischen Tätigkeiten kümmert sie sich um die Zertifizierung und Zulassung der militärischen Luftfahrzeuge oder stellt als Aufsichtsbehörde sicher, dass Vorschriften und Richtlinien eingehalten werden. Ein weiterer zentraler Bereich ist das Sicherheitsmanagement, zu dem auch eine eigene, unabhängige Sicherheitsuntersuchungsstelle gehört, die bei Flugunfällen die Ursachen abklärt und allenfalls Massnahmen ableitet, um die Sicherheit der Militärluftfahrt zu verbessern. Sogar die Energiewende beschäftigt die MAA, denn für jedes geplante Windrad untersuchen ihre Fachleute den Einfluss auf den militärischen Flugverkehr.

 

Quelle: Schweizer Armee
Bildquelle: Schweizer Armee