Schwingerkönig Joel Wicki dankte der Armee für die Unterstützung

Zwei Sportsoldaten bestritten am Eidgenössischen Schwing- und Älplerfest 2022 im Baselbieter Ort Pratteln den Schlussgang: Nach einem an Spannung kaum zu überbietenden Kampf holte sich der Entlebucher Joel Wicki die Königskrone.

Nach rund 12 Minuten bezwang er den Emmentaler Matthias Aeschbacher, der zuvor zwei-, dreimal nahe am Sieg gewesen war. Wohl auch ein Grund, dass Joel Wicki beim Siegerinterview in der Arena vor ihm den Hut zog.

Der 25-Jährige Baumaschinen-Mechaniker und Landwirt aus Sörenberg dankte seinem gesamten Umfeld, der Familie, seinen Schwingerkameraden des Innerschweizer Verbands, den Betreuern und nicht zuletzt auch der Armee, die im Rahmen der Spitzensportförderung auch die Schwinger unterstützt.

Die Bilanz der schwingenden Sportsoldaten in Pratteln lässt sich sehen: Insgesamt 17 Kränze holten die 29 im Fachstab Sport der Armee eingeteilten Athleten, die im Baselbiet im Einsatz standen. Darunter befinden sich sechs Neukranzer, also Schwinger, die sich erstmals einen eidgenössischen Kranz haben aufsetzen lassen dürfen. Und ganz erfreulich: Auch Werner Schlegel, Sieger am Nordwestschweizerischen Schwingfest, und Adrian Walther, Sieger am Bernisch-Kantonalen, sicherten sich erstmals diese begehrte Trophäe. Beide werden am 31. Oktober in Magglingen in die Spitzensport-RS einrücken.

Bei den WK-Tagen liegt Aeschbacher 2022 mit 57:29 vorne

Die Unterstützung des leistungsorientierten Nachwuchssports und des Spitzensports durch den Bund sind im Sportförderungsgesetz verankert, das am 1. Oktober 2012 in Kraft getreten ist. Davon profitieren auch der Eidgenössische Schwingerverband und seine Protagonisten. „Diese Unterstützung durch die Armee ist für uns ein grosses Plus“, sagte der frischgekürte König Joel Wicki an der Abschlussmedien-Konferenz. „Wir können in den Spitzensport-WKs in Magglingen auf hohem Niveau trainieren und an die Grenzen gehen“, so der Baggerunternehmer und Landwirt und fügte an: „Deshalb mein grosser Dank an die Armee, das ist nicht selbstverständlich.“ Und was sagt er zur neuen Schwinghalle, die im Oktober in Magglingen eröffnet wird: „Ja, ich freue mich darauf. Aber ich muss schauen, wie ich die WK-Tage mit meiner Arbeit zuhause vereinbaren kann.“

Diese Aussagen, der Ausdruck von Bescheidenheit und Dank, gehören zu Joel Wicki wie seine Familie, sein Umfeld und nicht zuletzt seine Bagger und die Tiere im heimischen Stall. 29 Spitzensport-WK Tage hat der gelernte Baumaschinenmechaniker, der im Winter 2016/2017 in Magglingen zusammen mit Remo Käser die Spitzensport-RS absolviert hatte, für die Vorbereitung auf Pratteln geleistet. Das sind deutlich weniger als sein Schlussgang-Widersacher Matthias Aeschbacher auf dem Konto hat, nämlich deren 57. „Für mich ist es halt nicht so einfach als Unternehmer und Landwirt, dass ich neben der Arbeit Termine dafür finde“, sagte Wicki. „Disu kann das wohl mit seinem Arbeitgeber besser regeln.“ Mit Matthias „Disu“ Aeschbacher hat Wicki in Magglingen schon das Zimmer geteilt. Sie kennen einander gut, nicht nur im Sägemehlring. In Pratteln hatte Wicki den Emmentaler schon im sechsten Gang mit der Maximalnote 10 bezwungen. „Für mich war klar, dass er im Schlussgang dann jede Chance nützen wird“, antwortete Wicki auf die Frage, wie er in den Schlussgang gegangen sei. „Ich wusste, dass ich wachsam sein musste. Am Ende war es für mich nur noch eine Kopfsache, dass ich gewinnen konnte, der Körper mochte nicht mehr.“

So verhinderte der Schwingerkönig von 2022, dass es ihm gleich ging wie drei Jahre zuvor in Zug. Dort landete er nach 40 Sekunden gegen seinen Königs-Vorgänger Christian Stucki im Sägemehl und musste sich punktgleich mit dem Titel des „Erstgekrönten“ zufrieden geben. Auch 2017, am nur alle sechs Jahre stattfindenden Unspunnen-Fest in Interlaken, war er schon Zweiter geworden. Mit diesem Triumph in Pratteln erlöste er den Innerschweizer Schwingverband der 36 Jahre auf den Titel warten musste. Damals wurde Heinrich „Harry“ Knüsel König; damals als erster Innerschweizer seit dem ersten Eidgenössischen im Jahr 1895.

Bisher insgesamt 47 Schwinger mit Spitzensport-WK

Seit 2012 haben 47 Schwinger plus ein nichtmilitarisierter Trainer für das Krafttraining in Magglingen und die schwingtechnische Arbeit in den umliegenden Schwingkellern (Aarberg, Biel, Solothurn) Spitzensport-WK-Tage geleistet. Die WK-Tage pro Jahr stiegen von 152 im Jahr 2012 (nur 8 Schwinger) auf 824 im Jahr 2022 (25 Schwinger) im Hinblick auf das „Eidgenössische“ in Pratteln. Durchschnittlich absolvierte jeder 32,8 WK-Tage, die mit Sold und Erwerbsersatz entschädigt wurden. Der Anteil WK-Tage der Schwinger an allen von Sportsoldaten geleisteten Trainings- und Wettkampfs-WK betrug in der Periode 2021/2022 knapp 3 Prozent. Geleitet wurden die Trainings von Matthias Glarner, dem Schwingerkönig von 2016 in Estavayer-le Lac, der dafür vom Eidgenössischen Schwingerverband ESV mandatiert wurde. Das ist ebenso Bestandteil der Vereinbarung Schweizer Armee-ESV wie die geforderten Kriterien, welche Schwinger teilnahmeberechtigt sind (Eidg. Kranz oder Sieg Kantonalfest). Ausserdem müssen die WK-Schwinger Nachwuchstrainings leiten.


Technischer Leiter des ESV Stefan Strebel und König Joel Wicki (Foto: khe)

Die Platzierungen der Sportsoldaten mit einem eidgenössischen Kranz:

1. Schwingerkönig Joel Wicki. 2a. Fabian Staudenmann. 2b. Nick Alpiger. 4a. Matthias Aeschbacher. 4b. Werner Schlegel. 5b. Kilian Wenger. 6e. Bernhard Kämpf. 6f. Armon Orlik. 7c. Tobias Widmer. 7d. Patrick Gobeli. 8b. Lario Kramer. 8d. Adrian Walther. 8e. Michael Wiget. 8i. Severin Schwander. 9d. Martin Roth. 9e. Sven Schurtenberger. 9f Joel Ambühl. – Neukranzer kursiv.

 

Quelle: Schweizer Armee
Bildquelle: Schweizer Armee