Trainingszentren nutzen Synergien

Sandra Stewart, Kommunikation SWISSINT, sprach mit Oberst i Gst Adrian Staub, Kommandant des Ausbildungszentrums SWISSINT, über die Bedeutung der internationalen Kooperation für die Tätigkeiten des AZ SWISSINT.

Welche Bedeutung hat die internationale Kooperation für die Tätigkeiten des Ausbildungszentrums SWISSINT?

Die internationale Kooperation bietet uns eine wichtige Plattform für den Erfahrungsaustauch mit anderen Nationen, die kumuliert ein grösseres Einsatz- und Erfahrungsspektrum haben als die Schweizer Armee. Das so gewonnene Wissen können wir in unsere einsatzbezogene Ausbildung einfliessen lassen, um die Sicherheit der zukünftigen Peacekeeper zu optimieren. Die Kooperation erfolgt auf drei Ebenen: Einerseits über die International Association of Peacekeeping Training Centres, wo allgemeine Herausforderungen und Trends in der Friedensförderung auf eher strategischer Ebene diskutiert werden. Weiter partizipiert das AZ SWISSINT im Rahmen des Partnership for Peace (PfP) Programms innerhalb der Peacekeeping Training and Education Centres. Es handelt sich hierbei um ein NATO/PfP-Programm, das seit 1999 gemeinsame Vorgaben erstellt, um die Interoperabilität in den friedensfördernden Missionen sicherzustellen. Dies bietet der Schweizer Armee gleichzeitig ein wichtiges Netzwerktool, um sich mit anderen Nationen auszutauschen und Schwergewichtsthemen einzubringen. Die dritte Ebene stellt das sogenannte 4PCE (Fo(u)r Peace Central Europe) dar, auf der die vier Ausbildungszentren in den Niederlanden, in Deutschland, in der Schweiz und in Österreich eine enge und partnerschaftliche Zusammenarbeit pflegen. Der Fokus liegt hierbei auf der Ausbildung für UNO-Einsätze, wird aber punktuell weiter ausgebaut.

Können Sie ein konkretes Beispiel für ein erfolgreiches Kooperationsprojekt nennen?

Das Department for Peacekeeping Operations der UNO gibt für die Militärbeobachterausbildung gewisse Inhalte vor, um den Ausbildungsstandard der truppenstellenden Nationen einander anzugleichen. Die vier Länder Niederlande, Deutschland, Schweiz und Österreich erkannten, dass ihre Trainingszentren im Rahmen der Militärbeobachterausbildung vermehrt Synergien nutzen können und riefen deshalb die 4PCEInitiative ins Leben. Im Jahr 2010 wurde erstmals eine gemeinsame Schlussübung ihrer internationalen Militärbeobachterkurse basierend auf einem gemeinsamen Übungsszenario im Dreiländereck am Bodensee durchgeführt und die erfolgreiche Zusammenarbeit hat sich seither weiterentwickelt und etabliert.

Wie kann das AZ SWISSINT zur Stärkung der Fähigkeiten der Schweizer Armee beitragen?

Es ist eine indirekte Stärkung. Wir bilden einerseits Peacekeeper aus, die ihre in den unterschiedlichen Einsätzen gewonnenen Erfahrungen in die Armee zurücktragen. Andererseits ermöglicht der Instruktorenaustausch im Rahmen unserer internationalen Ausbildungszusammenarbeit mit anderen Trainingszentren, dass Schweizer Ausbildner wichtige Erfahrungen im internationalen Umfeld machen können. Sie lernen zum Beispiel neue Einsatzverfahren oder neues Material kennen. Ein weiterer positiver Aspekt ist der Umstand, dass die Präsenz von Schweizer Instruktorinnen und Instruktoren an unterschiedlichen Trainingszentren international wahrgenommen wird. Wir sind nicht nur Trittbrettfahrer, sondern zeigen Flagge. Auch im Rahmen der PSO-Ausbildung ist es wichtig, international vernetzt zu sein und Köpfe zu kennen.

Welche Chancen ergeben sich für das AZ SWISSINT durch die aktive Beteiligung an internationalen Ausbildungsaktivitäten?

Alle Trainingszentren stehen vor ähnlichen Herausforderungen im Bereich der Entwicklung der Ausbildungsmethodik und -didaktik – Stichwort Digitalisierung. Schweden und Finnland zum Beispiel arbeiten wie wir mit der Simulationsplattform VBS4. Dies soll uns künftig ermöglichen Szenarien auszutauschen und an die eigenen spezifischen Bedürfnisse anzupassen, statt jedes neu zu erfinden und individuell zu erstellen. Somit sparen alle Zeit und Geld und profitieren gegenseitig voneinander. Die Übungen im virtuellen Raum ersetzen selbstverständlich die im realen Raum stattfindenden Lektionen nicht, aber durch die Kombination der virtuellen und realen Welt maximieren wir den Nutzen, reduzieren Kosten und schonen die Umwelt, da Fahrzeugbewegungen auch simuliert werden können. VBS4 ist ein Armeeprojekt und das AZ SWISSINT leistet hier einen Beitrag zur allgemeinen Entwicklung.

Was ist die allgemeine Herausforderung der Ausbildung?

Die grösste Herausforderung sind die sehr unterschiedlichen Grundvoraussetzungen, welche die zukünftigen Peacekeeper mitbringen. Wir dürfen das breite Spektrum von Individuen ausbilden, das von jungen Frauen ohne militärische Ausbildung bis zu gestandenen Berufsmilitärs reicht. Hinzu kommen die verschiedenen Funktionen und die unterschiedlichen Einsatzgebiete. Ohne die Unterstützung unserer Partner innerhalb der Armee wäre dies nicht möglich.


Ein wichtiger Bestandteil der einsatzbezogenen Ausbildung für einen friedensfördernden Einsatz ist die Schiessausbildung zum Eigenschutz – auch für die Frauen, die ohne militärische Vorkenntnisse einen Einsatz zugunsten der SWISSCOY KFOR und EUFOR LOT leisten. (BIldquelle: © SWISSINT)

 

Quelle: Gruppe Verteidigung
Titelbild: An der Abschlusszeremonie der internationalen Übung des Militärbeobachterkurses im Dreiländereck nehmen jeweils die Kommandanten der vier Ausbildungszentren teil. In der Bildmitte ist Oberst im Generalstab Adrian Staub, Kommandant des Ausbildungszentrums SWISSINT, zu sehen. (Bildquelle: © SWISSINT)